Lederindustrie


Lederindustrie - von der Rohhaut zum Endprodukt Die Lederindustrie umfasst alle Herstellungsschritte des Leders vom Schlachthof bis hin zur Gerberei, in der die Häute weiterverarbeitet werden. Hinzu kommen auch die Unternehmen, die die Leder zu Endprodukten verarbeiten, also Bekleidungs¬produzenten, Schuhhersteller und die der Möbelindustrie. Genaue Zahlen gibt es nicht, da die Erfassungsmittel von Land zu Land mehr oder weniger genau sind. Aus diesem Grund sind die unten genannten Zahlen nur ungefähre Werte.
Gerbereien Das schon aus der Antike überlieferte Gerberhandwerk spielte im Mittelalter eine wichtige Rolle. Das Leder ein bevorzugtes Material war, entstanden teilweise große Gerbereien. Wie alle Handwerke war auch diese harte und auch anrüchige Arbeit in Zünften organisiert. Ab dem 14. Jahrhundert trennte sich die Lederverarbeitung von der eigentlichen Lederherstellung (Gerberei). Und in weiterer Folge wurde die Gerberei in die Berufe Rotgerber, Corduaner (Vegetabilgerbung), Weißgerber (Gerbung mit Aluminiumsalzen), Sämischgerber (Gerbung mit Fett) und Pelzzurichter unterteilt. Ab dem 17. Jahrhundert begann die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Gerbprozess und die Industrialisierung der Lederherstellung. Da für die Herstellung von Leder Wasser unerlässlich ist, siedelten sich diese Betriebe vornehmlich an Flüssen. In Mühlheim an der Ruhr und dem schwäbischen Gebiet um Stuttgart und Backnang entwickelten sich regelrecht Hochburgen des Gerberhandwerks. Einen ausschlaggebenden Aufschwung stellte im 19. Jahrhundert die Abschaffung der Zunftschranken dar. Allein in den zwanziger Jahren konnte man ungefähr 2.700 Betriebe mit etwa 60.000 Mitarbeitern zählen. Mit der Entwicklung des Kunststoffes nach dem zweiten Weltkrieg und der Verlagerung der Produktion in Billiglohnländer stiegen der Wettbewerb und die Konkurrenz enorm. Im Jahr 2011 konnten nur etwa 50 Gerbereien in ganz Deutschland festgestellt werden. Als Hauptlieferanten und –hersteller von Ledern gelten Italien und Spanien. Vergleicht man die Zahlen (2005: Italien ca. 2.350 Gerbereien, Spanien ca. 150, EU-25., gesamt ca. 2.850 Gerbereien) so sieht man ganz deutlich die Vorreiterrolle Italiens in der Lederproduktion. Insgesamt wurden in Deutschland 8 Millionen m_ zugerichtetes Leder produziert, wobei der Hauptteil von 65% für Auto- und Möbelleder verwendet wurde, 25% für Schuhleder und die restlichen zehn Prozent für Bekleidungs- und Taschenleder. Der Exportanteil betrug im Jahr 2011 68%, Hauptexportländer sind Polen, Ungarn und Tschechien, sowie Österreich. Die Hauptimporteure sind Italien, Brasilien und Polen. Der Umsatz der Lederindustrie Deutschlands umfasste im Jahr 2011 409 Millionen Euro. Durch die enorme Abhängigkeit von den Rohwarenpreisen und den Anstieg der Nachfrage von Leder in der Autoindustrie ist es für Gerbereien sehr wichtig, sich qualitative hochwertige Bezugsquellen zu sichern. Weltweiter Vergleich Laut des World Statistical Compendium for Raw Hides and Skins (FAO 1998) wurden in den 1990er Jahren etwa 463.000 Tonnen Leder, also eine Milliarde Quadratmeter, produziert. Die Länder, die zusammen 61% aller Leder liefern, sind China, Brasilien, Indien und die USA. Weltweit wurden im Jahr 2005 45 Milliarden US-Dollar umgesetzt, von denen mehr als die Hälfte für fertige Lederartikel anfielen. Aufgrund einer Verlagerung der Lederproduktion in Schwellen- und Entwicklungsländer verlagert sich die Produktion immer mehr in den Osten hinein. China gilt als weltgrößter Lederproduzent mit einem Jahresumsatz im Jahr 2012 von mehr als 168,8 Milliarden US Dollar. Die günstigen Produktionskosten, geringen Umweltbestimmungen und mangelhaften Herstellungsrichtlinien bieten sich ökonomisch an. Fertige Leder werden im Flächenmaß angegeben, während Rohhäute mit ihrem Gewicht gemessen werden. Auch bei dieser Statistik liegt China als Produzent von Flächenledern von Rindern mit 2.563 Millionen Quadratfuß im Jahr 2007 vorne. Italien und Brasilien folgen mit jeweils 1750 Mio. und 1600 Mio. Quadratfuß. Deutschland befindet sich auf dem 11. Platz mit 259 Millionen Quadratfuß. Schuhindustrie Einer der wichtigsten Zweige der Lederindustrie ist die Schuhindustrie. In Deutschland wurden pro Jahr Schuhe im Wert von 6,8 Milliarden Euro verkauft, was bei einem jährlichen Einkauf von durchschnittlich 4,48 Schuhen (2008) pro Person kein Wunder ist. Im Jahr 2012 wurden allein in Deutschland schon 26 Millionen Paar Schuhe produziert, im Vergleich zu China mit 4,5 Milliarden Paar Schuhen eine eher geringe Menge. Die Produktion weniger hochwertiger Schuhe findet aber nicht nur im Ausland statt. Auch in Deutschland werden Sandalen und Sandaletten mit Produktionslohnkosten von unter 10% produziert. 30% der in Deutschland produzierten Schuhe (2010), etwa 156,4 Millionen Paar Schuhe, werden nach Polen, Österreich, die Slowakei, die Niederlanden, Frankreich, Großbritannien und Italien exportiert. Importiert hingegen werden rund 498,5 Millionen Paar Schuhe aus China, Vietnam, Italien, Indonesien, Indien, den Niederlanden und Portugal.